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Stereotype Darstellung eines arabischen Buben

 (Beschreibender Titel)
CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum
CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum
CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum
Originaltitel
Figur: "Negerknabe (fischend)"
Künstler:in/Hersteller:in
NameRolle
Hans Schoerk (1849—1899)
Bildhauer
Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider (1885—1960)
Ausführung
Inventarnummer
219122
Datierung
  • um 1898–1899
Material
Technik
Maße
  • Höhe 59 cm
Info/Text

Die Keramik-Manufaktur Friedrich Goldscheider begann in den 1880er Jahren stereotype Figuren von Menschen aus Nordafrika herzustellen. Damit schloss sie an die „Orientmode“ des ausgehenden 19. Jahrhunderts an und vermittelt das einstige eurozentristische Bild von Männern, Frauen wie Kindern aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Das vervielfältigende Medium der Keramik und die Tatsache, dass die Figuren eine sichtbare dekorative Präsenz in Wohnräumen der Europäer:innen hatten, streute und verfestigte zugleich das koloniale Machtverhältnis.

Die Plastiken sind mehrheitlich von anonymen Bildhauern geschaffen worden und widerspiegeln Rassismus über die Exotisierung. Die Beliebtheit der Keramiken erklärt sich aus den Fantasien und Vorstellungen des Bürgertums über das „Fremde“, mit dem sich das Ungebändigte, der Müßiggang und nicht zuletzt sexuelles Begehren verbinden. Goldscheiders Objektgruppe der Nordafrikaner:innen war relativ umfangreich und hielt sich bis um 1905 im Sortiment.
Der – aus heutiger Sicht rassistische – Originaltitel „Negerknabe mit Fisch“ (der Fisch ist nicht mehr erhalten) ist eine historische Bezeichnung und geht auf den Goldscheider-Warenkatalog aus dem Jahr 1901 zurück. Der Bildhauer könnte Hans Schoerk gewesen sein, der Schüler der Wiener Akademie der bildenden Künste war und dessen Werke unter dem französischen Pseudonym „Cherc“ von der Manufaktur aufgelegt wurden.
Goldscheiders stereotype Darstellungen stellten Nordafrikaner:innen mehrheitlich in scheinbar landesüblicher Tracht dar. Der junge Bub hingegen ist in geflickten westlichen Kleidern und mit westlicher Kopfbedeckung wiedergegeben und deutet auf das Assimilieren bzw. das Verkleiden der „Fremden“ hin. Der Kopf des Buben ist geneigt, er trägt ein Lächeln auf dem Gesicht. Diese Figur wurde auch mit anderen Attributen ausgestattet: mit Zündholz und Zündholzschachtel in den Händen hieß sie „Negerknabe (rauchend)“, mit einem Krug „Negerknabe mit zerbrochenem Krug“. Die Austauschbarkeit der Attribute verweist auf den dekorativen Charakter der Keramiken und wollte den persönlichen Vorlieben der Goldscheider-Kundinnen entgegenkommen.
Eva-Maria Orosz

Literatur
  • Goldscheider - Firmengeschichte und Werkverzeichnis, Hauptautor: Dechant, Robert E., 2007, S. 322, Kat.-Nr. Mod. Nr. 1470
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