Fieber-Aufzeichnungen, angefertigt beim Warten auf einen Corona-Test im Frühjahr 2020
- Inventarnummer
- 310221
- Objektart
- Datierung
- 2020
- Material
- Technik
- Maße
- Höhe×Breite: aufgeklappt: 21×29,7 cm
- Höhe×Breite: zugeklappt: 21×14,9 cm
- Info/Text
Fieber-Aufzeichnungen, erstellt von Claudia Schmidberger-Slond zwischen 24. und 25. März 2020 für ihren Mann, der in Sorge war, an Corona erkrankt zu sein und auf einen Corona-Test wartete.
Claudia Schmidberger-Slond in einem E-Mail an das Wien Museum am 19.06.2020:
„Mein Mann hatte hohes Fieber, sonst keine Symptome. Er hatte noch am 13.3. eine Zahn-OP und eigentlich dachten wir, das Fieber käme daher, nachdem es aber trotz Antibiotika nicht runter ging und nach einem weiteren Zahnarzt-Besuch die Bestätigung kam, der Zahn kann nicht der Auslöser sein, man solle vielleicht doch mal 1450 anrufen, haben wir das gemacht. Beim ersten Anruf kam ich schnell durch und er wurde, aufgrund seiner Rückkehr aus Kanada am 8.3., als Verdachtsfall eingestuft, aber mit dem Hinweis, dass es dauern wird, bis jemand zum Abstrich machen kommt, vertröstet. Falls es schlimmer werden sollte, sollen wir uns melden und die Rettung verständigen. Nachdem Tage vergingen und das Fieber nicht nachließ, ist die Unsicherheit (auch durch die Berichterstattung) immer größer geworden. Ich wählte wieder 1450, um zu erfahren, wann denn nun endlich jemand käme."
Während der Wartezeit las Claudia Schmidberger-Slond den Sammelaufruf des Wien Museums auf ORF.at und machte ein Foto vom Display ihres Smartphones, auf dem zu sehen war, dass sie zum Zeitpunkt der Fotografie bereits rund eineinhalb Stunden vergeblich auf ein Durchkommen bei der Telefonischen Gesundheitsberatung 1450 gewartet hatte.
“Es war für mich eine Situation, die ich so nicht kannte. Wie lange warte ich zu, bis ich die Rettung rufe, fängt er sich womöglich den Virus im Krankenhaus oder beim Arzt? Alle sonst positiv besetzen Optionen, durch die man normalerweise gesund wird, waren in Corona-Zeiten eigentlich negativ besetzt. […] Nach 2 Stunden habe ich aufgegeben und die praktische Ärztin kontaktiert. Ich brachte ihn dann in die Notaufnahme und dort wurde er auf Covid-19 getestet und ein Lungenröntgen gemacht. Danach wurde er wieder mit dem Hinweis entlassen, dass man sich mit dem Ergebnis melden würde. Durch unsere Ärztin haben wir dann Tage später erfahren, dass er negativ getestet wurde, wussten aber noch immer nicht, was es war. Erst der Virenscan durch die praktische Ärztin brachte die Info. Er hatte eine durch Viren ausgelöste Lungenentzündung, es war allerdings Influenza B (trotz Impfung!)
Bezeichnenderweise hatte das Krankenhaus nur auf COVID getestet, was mir bestätigt hatte, dass in dieser Anfangszeit alle anderen Krankheiten wirklich zur Nebensache wurden. Meine Empfehlung war: Werdet bloß nicht krank in diesen Zeiten - und schon gar nicht mit etwas anderem außer COVID.
Das sind jetzt ein paar mehr Zeilen geworden, aber ich denke, sie drücken meine Verzweiflung und Ratlosigkeit aus, die diese Zeit für uns mit sich brachte und die wir so nicht kannten. Meinem Mann geht es wieder sehr gut.“Zum Kontext:
Nach den ersten Corona-Fällen in Tirol im Februar 2020 wurden in Österreich verstärkt Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus gesetzt. Das Gesundheitsministerium informierte die Bevölkerung noch im Februar, bei Verdacht auf eine Virus-Infektion und mutmaßlichen Symptomen keinen Arzt/keine Ärztin aufzusuchen, sondern die Telefonische Gesundheitsberatung 1450 anzurufen, um weitere Schritte (z.B. Testungen) abzuklären. Zunächst wurden nur Personen getestet, die direkten Kontakt zu einer positiv getesteten Person oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten hatten (dazu gehörten im Februar/März Teile Spaniens oder Italiens); später wurden die Tests ausgeweitet. Dass die Unsicherheiten in der Bevölkerung im Hinblick auf das neuartige Virus groß waren, zeigte der große Andrang bei der Gesundheitshotline: Viele Personen befanden sich stundenlang in der Warteschleife, ehe sie weitere Anweisungen bekamen. Auch kam es – vor allem in den ersten Monaten der Pandemie – zu teilweise sehr langen Wartezeiten auf die Testergebnisse.(Schenkung Claudia Schmidberger-Slond; Erwerbung im Rahmen des Sammlungsaufrufs “Corona in Wien” 2020)
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