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Geschäftsschild der Material - und Spezereihandlung "Zum schmeckenden Wurm" (Haus Hof Nr. 722, heute 1., Wollzeile 5/Lugeck 5)

CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum
CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum
Artists/Producer
Name
Unknown
Inventory number
243548
Date
  • 1701–1750
Technique
Dimensions
  • 120×92,5×3 cm
Info/Text

Im Jahr 1701 wird im ältesten „Postbüchl“ Wiens zum ersten Mal „Der schmeckende Wurm“ als Bezeichnung für ein Durchgangshaus zwischen Wollzeile 5 und Lugeck 5 erwähnt. Als Namenspatron fungierte ein sagenhaftes, lindwurmartiges Ungeheuer, das früher in den dortigen Kellern gehaust und üblen Gestank verbreitet haben soll. Ein Mischwesen aus Lindwurm und Krokodil zierte als Haus- bzw. Geschäftszeichen auch die gleichnamige „Material- und Spezereihandlung“, die im 18. Jahrhundert im Haus untergebracht war – ein für diesen Geschäftstyp auch abseits dieses sagenumwobenen Ortes zeittypisches Dekor. Beim „Materialisten“ konnte man Kräuter, Gewürze, Tee, Öle, Fette, Samen, Wurzeln und auch „Steiner“ erstehen – auf dem Geschäftsschild „Zum schmeckenden Wurm“ sind rote Korallen abgebildet -, beim Spezereihändler Zucker, Kaffee, Reis, Mandeln und Zitronen. Die Herkunft des exquisiten Warenangebots für die adelige und bürgerliche Oberschicht wird auf dem Schild durch exotisierende Darstellungen eines prächtig gewandeten Chinesen und eines Afrikaners mit Federschmuck versinnbildlicht, die neben ihren Handelswaren auf ein Schiff aus der Ferne warten. Die Bildkomposition suggeriert eine gleichsam harmonische und gleichberechtigte Handelsbeziehung zwischen Europa, Afrika und Asien; die kolonialen Produktionsbedingungen vieler der Waren, die in Handlungen wie „Zum schmeckenden Wurm“ angeboten wurden, werden dabei ausgeblendet.

(Lit.: Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien (Ausstellungskatalog Wien Museum), Wien 2011, S. 152f.)

Erworben dank der Unterstützung des Vereins der Freunde des Wien Museums

Mehr dazu im Wien Museum Magazin-Beitrag “Bilder der Straße. Wiener Geschäftsschilder”

Literature
  • 100 x Wien Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz, Hauptautor: [HRSG Wolfgang Kos Wien Museum], 2007, S. 88, Abb. S. 89, Kat.-Nr. 39_100
  • Von Soliman zu Omofuma. Afrikanische Diaspora in Österreich 17. bis 20. Jh, Hauptautor: [HRSG Walter Sauer], 2006, S. S. 152, Abb. S. S. 153, Kat.-Nr. 1.1.11
  • Angelo Soliman. Ein Afrikaner in Wien (Kat. Ausst. Wien Museum Karlsplatz 2011/2012), 2011
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