Fotoserie "Face it!": Ines Schwarz, Heimhilfe beim Samariterbund Wien
- Color
- #333333
- #fde0db
- #989898
- #bababa
- #666666
- #427eb0
- Artists/Producer
Name Role Elodie Grethen (* 1988) Photographer- Inventory number
- 310270/13/1
- Classification
- Date
- 2020
- Technique
- Dimensions
- Bildmaß 5.472×3.648 Pixel
- Info/Text
Zur 18teiligen Fotoserie “Face it! Porträts aus dem Frühjahr 2020” (Fotos von Elodie Grethen, Interviews von Peter Stuiber):
Frühjahr 2020: Innerhalb kürzester Zeit verändert sich unser Leben durch COVID-19 radikal. Wir begegnen einander im Alltag „auf Distanz“, nehmen unsere Umwelt anders wahr. Im Auftrag des Wien Museums hält die Fotografin Elodie Grethen das sichtbarste Zeichen der Pandemie – das Tragen von Gesichtsmasken – fest und porträtiert Menschen mit Mund-Nasen-Schutz für die Museumssammlung. Parallel zu den Aufnahmen werden Interviews über das persönliche Erleben der Situation geführt: Fühlt man sich sicher oder bedroht? Welche Schutzmaßnahmen erachtet man als sinnvoll? Wie wirkt sich die Pandemie auf Beruf und Privatleben aus?
Die 18 Porträts entstanden von April bis Juni 2020, reichen also vom strengen Shutdown bis zu der weitgehenden Zurücknahme aller behördlichen Schutzmaßnahmen und dem Wiederansteigen der Fallzahlen. Grethens Bilder zeigen Menschen nicht nur aus den vielzitierten „systemrelevanten“ Berufen, sondern aus allen Teilen der Bevölkerung. Die Persönlichkeiten hinter der Maske vermitteln Zurückhaltung und Ernsthaftigkeit ebenso wie Zuversicht und Humor. Daraus ergibt sich ein Kaleidoskop des Alltags in Wien zwischen Ausnahmezustand und Routine: Momentaufnahmen aus einer Zeit, wie wir sie bis vor Kurzem für undenkbar gehalten hätten.
(Ausstellungstext zur gleichnamigen Ausstellung, die von 9. September bis 2. November 2020 am Bauzaun des Wien Museums zu sehen war.)+++
„Meine Klienten hatten auch keine Panik“. Zum Porträt von Ines Schwarz, Heimhilfe beim Samariterbund Wien (Interview am 3. Juni 2020):
“Die Krise hat mich nicht mitgerissen, auch nicht arbeitstechnisch, da ich – bis auf eine Ausnahme – keinen Covid-19-Verdachtsfall betreut habe. In dem einen Fall war es ein Mann aus einem Obdachlosenheim, der in Quarantäne musste, weil er mit einem Covid-19-Erkrankten zusammen gewesen ist. Es war eine interessante Erfahrung, im Ganzkörper-Schutzanzug jemanden zu betreuen, ihm beim Essen oder Duschen zu helfen.
Zu Beginn der Krise habe ich das Virus nicht so ernst genommen, ich dachte, es ist so wie bei der Grippe – nach ein paar Wochen ist es vorbei. Ich habe mich selber nicht gefährdet gefühlt, aber dennoch war ich sehr vorsichtig, damit ich meine Klienten nicht anstecke. Es war für mich vollkommen klar, dass ich weiterarbeite. Und meine Klienten hatten auch keine Panik. Ich habe die Maske getragen, aber sonst war alles gleich: Hände waschen, Desinfektionsmittel und Gummihandschuhe verwenden – das zählt ja in der Pflege ohnehin zum Standard. Trotz der Lockerungen sollten wir aufpassen. Wir wissen nicht, ob noch irgendwas kommt oder nicht. Deswegen werde ich auch weiterhin die Maske bei den Klienten tragen, auch wenn es unangenehm ist.
Für ein paar Klientinnen und Klienten war es schon sehr bedrückend, nicht rausgehen zu können. Aber die meisten sind schon älter und haben viel schlimmere Krisen, wie zum Beispiel den Krieg, durchlebt. Insofern glaub ich, dass es die Jüngeren fast mehr getroffen hat. Vielleicht können wir davon mitnehmen, dass man schätzen soll, was man hat. Man muss nicht jeden Tag zum H&M gehen, um glücklich zu sein.”+++
Zur Rezeption der Ausstellung “Face it” vor Ort am Karlsplatz:
Während in den ersten Wochen vereinzelte kritische Kommentare auf der Ausstellungswand zu lesen waren, die vom Wien Museum bewusst nicht entfernt wurden, und fallweise beschmierte Fotos ausgetauscht werden mussten, wurde die Ausstellung im Oktober 2020 vor allem an Wochenenden, an denen auch Demonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen in der Innenstadt stattfanden, wiederholt völlig zerstört. Das Wien Museum hat diese Zerstörungen fotografisch dokumentiert. Anfang November 2020 wurde die Ausstellung aus Rücksicht auf die Personen, die sich für diese dokumentarische Serie zur Verfügung gestellt haben, abgenommen und stattdessen online zugänglich gemacht. Vor Ort wurde sie am 16. November 2020 durch eine modifizierte Ausstellung ersetzt, die die Reaktionen auf die Ausstellung selbst zum Thema machte. Mitte Dezember 2020 wurde auch diese wiederholt beschmierte Ausstellung abgehängt.
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